Nach einem ereignisreichen Wochenende (siehe unser vorheriger Blog-Beitrag)hörten wir montag Morgen von einer Gruppe von ungefähr 250 Syrern, unter ihnen viele Familien mit kleinen Kindern. Sie waren in der Nähe des Abschiebegefängnisses in Izmir abgesetzt worden, wo sie seit Freitagabend inhaftiert waren. Sie wurden sich selbst überlassen, ohne dass ihnen irgendwelche Informationen zur Verfügung gestellt wurden. Die Polizei kam angeblich regelmäßig vorbei und ermutigte sie wiederholt, Richtung Küste zu gehen. Die Geflüchteten fragten uns wiederholt, ob sie nach Griechenland übersetzen sollten. Sie wollten dies nicht, wurden aber zunehmend verzweifelter und fürchteten, erneut inhaftiert zu werden. Wir warnten vehement vor den Gefahren der Überquerung des Meeres sowie vor den schrecklichen Bedingungen in den Lagern auf den griechischen Inseln und der äußerst hohen Wahrscheinlichkeit, dass sie ohne Hilfe lange Zeit am Strand bleiben müssten, verbunden mit einem extrem geringe Möglichkeit, das griechische Festland oder andere europäische Länder zu erreichen.
Um 14.30 Uhr erreichte die gesamte Gruppe den geschlossenen Busbahnhof in Izmir. Zwischen 15.00 und 16.00 Uhr wurden eine zweite Gruppe mit 50-60 Personen und eine dritte Gruppe mit ungefähr 40 Personen, die beide im selben Deportationsgefängnis festgehalten worden waren, in der Nähe des Busbahnhofs abgesetzt.
Aufgrund der Ausgangssperre wegen des COVID-19-Viruses fuhren kaum Busse aus der Gegend ab. Einige der insgesamt 350 Geflüchteten hatten eine Reisegenehmigung erhalten, die es ihnen ermöglichen sollte, trotz der Sperrung innerhalb des Landes zu reisen, andere jedoch nicht. Zwei Familien wurde mitgeteilt, dass sie einen Bus nach Istanbul nehmen könnten, wenn sie 400 TL pro Person zahlen könnten - das Dreifache des normalen Preises. Der Busfahrer verhinderte schließlich, dass sie in den Bus einsteigen konnten, mit der Aussage, dass die Reiseerlaubnis dafür nicht gelte.
Lokale Freiwillige, die wir alamiert hatten, erreichten die Busstation um Essen zu verteilen und die Menschen ein bisschen zu beruhigen.
Einige türkische Jornalist*innen kamen um 17 Uhr an der Busstation an, um über die Ereignisse zu berichten. Zunächst gewährte die Polizei ihnen keinen Zutritt, nach einigem Hin und Her konnten sie schließlich doch berichten. Eine Stunde später mussten die Geflüchteten, welche mit den Jornalist*innen gesprochen hatten, die Busstation verlassen.
Unsere lokalen Partner kontaktierten das UNHCR und baten sie, den Transport der Geflüchteten zurück zu den Städten, in denen sie registriert wurden, so schnell wie möglich zu organisieren. Einige Stunden später traf ASAM, der türkische Partner von UNHCR, am Busbahnhof ein und übernahm die Organisation des Transports. Da die meisten der Geflüchteten seit einigen Jahren in der Türkei leben, mussten sie in die Städte zurückkehren, in denen sie zuvor waren. Der einzige Grund, warum sie gezwungen waren, diese schreckliche Odyssee zu ertragen, ist das falsche Versprechen offener Grenzen. Einige andere flohen erst kürzlich in die Türkei. Die meisten haben in den letzten Wochen alles verloren.
Um 22.40 Uhr wurde eine weitere Gruppe aus dem Deportationsgefängnis in Ayvalik entlassen und auch sie erreichten den Busbahnhof in Izmir.
Alle mussten die gesamte Nacht am Busbahnhof in der Kälte ausharren.
Am nächsten Morgen war die Stimmung sehr angespannt, da die Geflüchteten noch immer auf das Eintreffen der Busse warteten - nach all den Wochen der Schwierigkeiten, die sie bereits erlebt hatten. Es dauerte einige Zeit, bis ASAM die Erlaubnis erhielt, zusätzliche Genehmigungen zu erteilen, um diejenigen zu transportieren, die keine gültigen Reisegenehmigungen besaßen.
ASAM gruppierte die Menschen schließlich nach den Städten, in die sie zurückkehren wollten. Diejenigen ohne Reisedokumente erhielten sie im ASAM-Büro, das spontan an der Bushaltestelle eingerichtet worden war. Angesichts der Situation gerieten die Menschen jedoch in Panik und wurden immer verzweifelter. Es kam zu einigen Kämpfen, sodass die Polizei erneut die Kontrolle übernahm. Dies ließ die Situation zusätzlich eskalieren, die Atmosphäre war zunehmend von Misstrauen und Angst geprägt. Die Menschen befürchteten, es könnte nur ein weiteres Spiel auf ihre Kosten sein. Wir versuchten unser Bestes, zu versichern, dass dies diesmal nicht der Fall war, aber nach ihren früheren Erfahrungen hatten viele Vertrauen und Hoffnung verloren.
Unsere lokalen Partner durften nicht länger vor Ort sein, aber glücklicherweise verteilte die Polizei Wasser und Essen, bevor die Menschen in die Busse stiegen. Um 13.30 Uhr hatten die meisten Busse Izmir bereits verlassen.
Wir werden nun ständig von Geflüchteten kontaktiert, die zunehmend Angst vor den rechtlichen Konsequenzen der Abschiebungspapiere haben, die sie in den Abschiebegefängnissen erhalten haben. Diese besagen, dass die Flüchtlinge die Türkei eigenständig verlassen müssen, andernfalls drohe die Abschiebung ins Heimatland. Die Ausreisefrist variiert jedoch je nach Dokument; zwischen 15 oder 30 Tagen, teilweise sogar ein oder zwei Jahre. Wir arbeiten daran, rechtliche Informationen über diese Dokumente zu sammeln.
Während des Nachmittags wurde eine Gruppe von Afghanen aus dem Lager Osmaniye entlassen und wird zurzeit in das größte Lager der Türkei, "Şanlıurfa" nahe der syrischen Grenze, gefahren.
Um 19.30 Uhr wurden alle verbleibenden Personen im Lager Osmaniye freigelassen. 10 Familien wurde von der Polizei mitgeteilt, dass sie dorthin gefahren werden würden, "wo sie hingehören“ - was immer das bedeuten soll.
Eine Gruppe von 24 jungen algerischen Männern wurde einfach direkt aus dem Lager geworfen, wir warten darauf, ihren genauen Standort zu erhalten.
Gegen 20 Uhr kamen die ersten Busse aus Izmir am Busbahnhof in Istanbul an, wo unsere lokalen Partner auf sie warteten. Die Mehrheit der Ankommenden hatte entweder Verwandte oder Freunde in der Stadt, wo sie zumindest für die nächsten Tage unterkommen können. Für diejenigen, die erneut am Busbahnhof strandeten und nicht wussten wohin, versucht unser Partnerteam nun, zumindest für heute Abend eine Unterkunft für sie zu organisieren.
Um 22.30 Uhr wurde eine weitere Gruppe Geflüchteter verschiedener Nationalitäten aus dem Lager Osmaniye entlassen und ungefähr 100 km weiter ausgesetzt. Alle erhielten Reisegenehmigungen. Wir haben das UNHCR informiert und sie arbeiten derzeit an einer Lösung, auch sie in ihre jeweiligen Städte transportieren zu können.
Nach einem ereignisreichen Wochenende (siehe unser vorheriger Blog-Beitrag)hörten wir montag Morgen von einer Gruppe von ungefähr 250 Syrern, unter ihnen viele Familien mit kleinen Kindern. Sie waren in der Nähe des Abschiebegefängnisses in Izmir abgesetzt worden, wo sie seit Freitagabend inhaftiert waren. Sie wurden sich selbst überlassen, ohne dass ihnen irgendwelche Informationen zur Verfügung gestellt wurden. Die Polizei kam angeblich regelmäßig vorbei und ermutigte sie wiederholt, Richtung Küste zu gehen. Die Geflüchteten fragten uns wiederholt, ob sie nach Griechenland übersetzen sollten. Sie wollten dies nicht, wurden aber zunehmend verzweifelter und fürchteten, erneut inhaftiert zu werden. Wir warnten vehement vor den Gefahren der Überquerung des Meeres sowie vor den schrecklichen Bedingungen in den Lagern auf den griechischen Inseln und der äußerst hohen Wahrscheinlichkeit, dass sie ohne Hilfe lange Zeit am Strand bleiben müssten, verbunden mit einem extrem geringe Möglichkeit, das griechische Festland oder andere europäische Länder zu erreichen.
Um 14.30 Uhr erreichte die gesamte Gruppe den geschlossenen Busbahnhof in Izmir. Zwischen 15.00 und 16.00 Uhr wurden eine zweite Gruppe mit 50-60 Personen und eine dritte Gruppe mit ungefähr 40 Personen, die beide im selben Deportationsgefängnis festgehalten worden waren, in der Nähe des Busbahnhofs abgesetzt.
Aufgrund der Ausgangssperre wegen des COVID-19-Viruses fuhren kaum Busse aus der Gegend ab. Einige der insgesamt 350 Geflüchteten hatten eine Reisegenehmigung erhalten, die es ihnen ermöglichen sollte, trotz der Sperrung innerhalb des Landes zu reisen, andere jedoch nicht. Zwei Familien wurde mitgeteilt, dass sie einen Bus nach Istanbul nehmen könnten, wenn sie 400 TL pro Person zahlen könnten - das Dreifache des normalen Preises. Der Busfahrer verhinderte schließlich, dass sie in den Bus einsteigen konnten, mit der Aussage, dass die Reiseerlaubnis dafür nicht gelte.
Lokale Freiwillige, die wir alamiert hatten, erreichten die Busstation um Essen zu verteilen und die Menschen ein bisschen zu beruhigen.
Einige türkische Jornalist*innen kamen um 17 Uhr an der Busstation an, um über die Ereignisse zu berichten. Zunächst gewährte die Polizei ihnen keinen Zutritt, nach einigem Hin und Her konnten sie schließlich doch berichten. Eine Stunde später mussten die Geflüchteten, welche mit den Jornalist*innen gesprochen hatten, die Busstation verlassen.
Unsere lokalen Partner kontaktierten das UNHCR und baten sie, den Transport der Geflüchteten zurück zu den Städten, in denen sie registriert wurden, so schnell wie möglich zu organisieren. Einige Stunden später traf ASAM, der türkische Partner von UNHCR, am Busbahnhof ein und übernahm die Organisation des Transports. Da die meisten der Geflüchteten seit einigen Jahren in der Türkei leben, mussten sie in die Städte zurückkehren, in denen sie zuvor waren. Der einzige Grund, warum sie gezwungen waren, diese schreckliche Odyssee zu ertragen, ist das falsche Versprechen offener Grenzen. Einige andere flohen erst kürzlich in die Türkei. Die meisten haben in den letzten Wochen alles verloren.
Um 22.40 Uhr wurde eine weitere Gruppe aus dem Deportationsgefängnis in Ayvalik entlassen und auch sie erreichten den Busbahnhof in Izmir.
Alle mussten die gesamte Nacht am Busbahnhof in der Kälte ausharren.
Am nächsten Morgen war die Stimmung sehr angespannt, da die Geflüchteten noch immer auf das Eintreffen der Busse warteten - nach all den Wochen der Schwierigkeiten, die sie bereits erlebt hatten. Es dauerte einige Zeit, bis ASAM die Erlaubnis erhielt, zusätzliche Genehmigungen zu erteilen, um diejenigen zu transportieren, die keine gültigen Reisegenehmigungen besaßen.
ASAM gruppierte die Menschen schließlich nach den Städten, in die sie zurückkehren wollten. Diejenigen ohne Reisedokumente erhielten sie im ASAM-Büro, das spontan an der Bushaltestelle eingerichtet worden war. Angesichts der Situation gerieten die Menschen jedoch in Panik und wurden immer verzweifelter. Es kam zu einigen Kämpfen, sodass die Polizei erneut die Kontrolle übernahm. Dies ließ die Situation zusätzlich eskalieren, die Atmosphäre war zunehmend von Misstrauen und Angst geprägt. Die Menschen befürchteten, es könnte nur ein weiteres Spiel auf ihre Kosten sein. Wir versuchten unser Bestes, zu versichern, dass dies diesmal nicht der Fall war, aber nach ihren früheren Erfahrungen hatten viele Vertrauen und Hoffnung verloren.
Unsere lokalen Partner durften nicht länger vor Ort sein, aber glücklicherweise verteilte die Polizei Wasser und Essen, bevor die Menschen in die Busse stiegen. Um 13.30 Uhr hatten die meisten Busse Izmir bereits verlassen.
Wir werden nun ständig von Geflüchteten kontaktiert, die zunehmend Angst vor den rechtlichen Konsequenzen der Abschiebungspapiere haben, die sie in den Abschiebegefängnissen erhalten haben. Diese besagen, dass die Flüchtlinge die Türkei eigenständig verlassen müssen, andernfalls drohe die Abschiebung ins Heimatland. Die Ausreisefrist variiert jedoch je nach Dokument; zwischen 15 oder 30 Tagen, teilweise sogar ein oder zwei Jahre. Wir arbeiten daran, rechtliche Informationen über diese Dokumente zu sammeln.
Während des Nachmittags wurde eine Gruppe von Afghanen aus dem Lager Osmaniye entlassen und wird zurzeit in das größte Lager der Türkei, "Şanlıurfa" nahe der syrischen Grenze, gefahren.
Um 19.30 Uhr wurden alle verbleibenden Personen im Lager Osmaniye freigelassen. 10 Familien wurde von der Polizei mitgeteilt, dass sie dorthin gefahren werden würden, "wo sie hingehören“ - was immer das bedeuten soll.
Eine Gruppe von 24 jungen algerischen Männern wurde einfach direkt aus dem Lager geworfen, wir warten darauf, ihren genauen Standort zu erhalten.
Gegen 20 Uhr kamen die ersten Busse aus Izmir am Busbahnhof in Istanbul an, wo unsere lokalen Partner auf sie warteten. Die Mehrheit der Ankommenden hatte entweder Verwandte oder Freunde in der Stadt, wo sie zumindest für die nächsten Tage unterkommen können. Für diejenigen, die erneut am Busbahnhof strandeten und nicht wussten wohin, versucht unser Partnerteam nun, zumindest für heute Abend eine Unterkunft für sie zu organisieren.
Um 22.30 Uhr wurde eine weitere Gruppe Geflüchteter verschiedener Nationalitäten aus dem Lager Osmaniye entlassen und ungefähr 100 km weiter ausgesetzt. Alle erhielten Reisegenehmigungen. Wir haben das UNHCR informiert und sie arbeiten derzeit an einer Lösung, auch sie in ihre jeweiligen Städte transportieren zu können.